1- und 2-Cent-Münzen abschaffen? Mein „Jein“ – und warum die Debatte am Kern vorbeigeht

1- und 2-Cent-Münzen abschaffen? Mein „Jein“ – und warum die Debatte am Kern vorbeigeht

  • katja
  • April 18, 2025
  • 3 Minuten

Es ist wieder diese Diskussion auf dem Tisch: Sollen wir die 1- und 2-Cent-Münzen abschaffen? Auf den ersten Blick scheint es logisch – Kleingeld nervt, es wiegt die Taschen voll, und die Herstellung kostet mehr, als die Münzen eigentlich wert sind. Viele sagen: „Braucht doch keiner mehr!“ Aber genau hier sage ich: Jein. Denn so einfach ist es eben nicht.

Im Alltag, wenn ich im Supermarkt stehe, merke ich selbst: Ob ich jetzt 99 Cent oder einen Euro zahle, macht für mich persönlich keinen großen Unterschied. Und ja, da könnte man die Preise ruhig runden. In diesen Situationen wäre es oft sogar praktisch, wenn die Cent-Münzen wegfielen. Das Bezahlen ginge schneller, es würde weniger herumklimpern, und niemand müsste sich mehr mit Centbeträgen aufhalten.

Aber die Auswirkungen auf das große Ganze werden dabei meistens übersehen. Denn mit der Abschaffung dieser Münzen verändert sich mehr, als viele glauben wollen. Wenn Preise nur noch in 5-Cent-Schritten möglich sind, hat das direkte Folgen – auch im größeren Maßstab. Beispiel: Wenn ich 10.000 Stück von irgendetwas einkaufe, ist es ein Unterschied, ob ich pro Stück 94 Cent oder 95 Cent zahle. Hochgerechnet sind das auf einen Schlag 100 Euro mehr. Und genau solche Summen werden weitergegeben – an Kundinnen, an Endverbraucherinnen. Das mag schleichend passieren, aber es passiert. Solche „kleinen“ Rundungen treiben Preise still und leise nach oben. Und wir tun dann alle so, als wäre das einfach der Lauf der Dinge. Ist es aber nicht.

Was mich aber noch mehr stört, ist die Behauptung, dass „ja eh die meisten heute mit Smartphone oder Karte zahlen“. Das klingt erst einmal plausibel, wenn man in einer Großstadt lebt, einen guten Job hat und ohnehin kaum noch Bargeld nutzt. Aber Deutschland besteht nicht nur aus Großstädten. Im Gegenteil – es ist mehrheitlich ländlich geprägt. Dort sieht die Realität anders aus.

Gerade im ländlichen Raum zahlen immer noch sehr viele Menschen bar. Und das sind nicht nur ältere Leute, sondern auch Kinder oder Menschen mit Beeinträchtigungen. Menschen, die bewusst auf Bargeld setzen, weil sie damit besser klarkommen. Weil Bargeld für sie Übersicht bedeutet – und ein Stück Selbstbestimmung. Dazu kommt: In manchen Gegenden funktioniert Kartenzahlung auch heute noch nicht verlässlich. Von mobilem Bezahlen reden wir da noch gar nicht.

Was in der Diskussion häufig übersehen wird: Die Leute, die auf Bargeld angewiesen sind, sind oft gar nicht Teil dieser Debatte. Sie haben entweder keinen Zugang dazu oder kämpfen mit anderen Problemen. Gefragt werden sie jedenfalls selten. Stattdessen reden viele aus einer privilegierten Perspektive darüber, wie praktisch es wäre, Bargeld einfach abzuschaffen. Die Folge: Ein verzerrtes Bild. Eine Debatte, die an der Realität vieler Menschen vorbeigeht.

Mein Jein bedeutet also: Im Alltag, an der Supermarktkasse, wäre ein Abschaffen der kleinen Centbeträge oft sinnvoll. Aber vollständig abschaffen? Nein. Weil es Menschen ausschließen würde. Weil es still und heimlich zu Preissteigerungen führt. Und weil wir die Diskussion viel breiter führen müssen, als sie aktuell geführt wird.

Mein Fazit: Es geht nicht nur darum, ob wir Centstücke in der Tasche haben wollen oder nicht. Es geht darum, welche Auswirkungen diese Entscheidung hat – wirtschaftlich, sozial und gesellschaftlich. Wenn wir über Teilhabe reden, müssen wir auch das Bargeld mitdenken.

Und du? Wie siehst du das? Ist Bargeld für dich überholt oder immer noch wichtig?